Zum Inhalt springen

GLOBUS | Die Branchen

Im Mittelpunkt des Projektes stand die Reorganisation von Forschung und Entwicklung (FuE) in der Medizintechnikbranche und der Pharmazeutischen Industrie. Die Branchen eigneten sich für die Untersuchung insofern besonders, da beide Branchen durch einen erheblichen Innovations- und Qualitätswettbewerb geprägt sind und ihre FuE-Aktivitäten in den vergangenen Jahren international ausgeweitet haben. Beide Branchen sind dem Verarbeitenden Gewerbe zuzuordnen, weisen jedoch einen für diesen Wirtschaftszweig deutlich überdurchschnittlichen Anteil wissensintensiver Tätigkeiten auf.

Medizintechnikbranche

Medizintechnikunternehmen „bieten eine breite Produktpalette an, [die] von Skalpellen über Spritzen und Röntgengeräte bis hin zu smarten Diagnostiklösungen reicht“ (Roitzsch et al. 2021). FuE sind das der Produktion vorgelagerte Kerngeschäft der Medizintechnikbranche. Hier werden rd. 9 % des Umsatzes investiert und rd. 15 % der in der Branche Beschäftigten sind hierfür angestellt (BMBF 2018). Das Kerngeschäft der ausführenden Arbeit außerhalb der Produktion ist von spezialisierten Aufgaben im Bereich von Medizin-, Orthopädie- und Rehatechnik (2,9 %), Ingenieursaufgaben aus den Bereichen Maschinenbau und Elektrotechnik (1,3 %) sowie Softwareentwicklung und -programmierung (0,8 %) geprägt (Bundesagentur für Arbeit 2021).

Pharmazeutische Industrie

Die Pharmazeutische Industrie beschäftigt sich vorwiegend mit der Entwicklung neuer Wirkstoffe sowie arzneigestützter Therapiemöglichkeiten (Henn et al. 2021). Die über FuE erreichten Innovationen umfassen zudem u. a. auch die Neukombination bekannter Wirkstoffe, neue Darreichungsformen oder Herstellungsweisen von bereits bekannten Pharmazeutischen Erzeugnissen (BPI 2021). FuE-Aktivitäten der Pharmazeutischen Industrie weisen somit unterschiedliche Komplexitätsgrade auf. Die Forschung steht jedoch zumeist im Fokus. Im Gegensatz zur Medizintechnikbranche liegt der produktionsvorgelagerte Schwerpunkt nicht auf technischer FuE (1,4 % der Angestellten), sondern auf der Pharmazie (19,6 %) (Bundesagenturfür Arbeit 2021).


Eigene Darstellung auf Basis Evaluate. (26. September, 2018)
Eigene Darstellung auf Basis VCI. (8. April, 2022)

Auffällig ist, dass rd. 66 % des jährlichen Gesamtumsatzes (2019: 34,2 Mrd. €) deutscher Medizintechnikunternehmen im Ausland erwirtschaftet werden (Spectaris 2021). Die entsprechend starke Einbettung in einen globalen Wettbewerb macht eine hohe Qualität der Produkte und beständige Innovation notwendig. Diese Innovationen werden vorwiegend durch die anwendungsorientierte Entwicklung (BVMed 2021) in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mit weniger als 250 MitarbeiterInnen realisiert (BMBF2018). Diese KMU machen rd. 93 % aller Unternehmen der Medizintechnikbranche aus (Dispan 2020).

Die Pharmazeutische Industrie ist stark international eingebettet. Der Wettbewerb auf internationalen Märkten macht in dieser Branche beständige Innovation und eine hohe Qualität der Produkte notwendig (BPI 2021). Entsprechend verwundert es nicht, dass die globale Pharmazeutische Industrie gemeinsam mit der Biotechnologie („Pharmaceuticals & Biotechnology“) führend im Anteil des Umsatzes ist (15,4 %), der in FuE-Aktivitäten (re)investiert wird (efpia 2021). Ähnlich der Medizintechnikbranche ist auch die Pharmazeutische Industrie mit einem Anteil von rund 83 % durch KMU geprägt (eigene Berechnung auf Basis Statistisches Bundesamt 2020 und BPI 2021).


Quellen