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Was sind Arbeitskreise? Und warum gibt es in der Geographie so viele?

In dieser Folge von SpacEconomics sprechen Björn Braunschweig , Prof. Dr. Amelie Bernzen, Tatjana López Ayala und Kerstin Nolte über Arbeitskreise in der Wirtschaftsgeographie. Dabei zeigt sich nicht nur, was Arbeitskreise eigentlich sind und wie sie helfen, sich zu vernetzen, sondern auch

  • wie vielfältig die Arbeitskreise in der Wirtschaftsgeographie sind,
  • wie sie den Austausch zwischen ForscherInnen-Generationen ermöglichen,
  • warum sich eine Teilnahme schon im Masterstudium lohnen kann und
  • wie man eigentlich Mitglied von einem Arbeitskreis wird.

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Arbeitskreise sind ein wichtiger Bestandteil der vielfältigen Netzwerke in der Wissenschafts-Community. Sie bieten Raum für Austausch und Zusammenarbeit innerhalb wissenschaftlicher Interessensgruppen: Von Arbeitskreisen, die sich Themen der Physischen Geographie widmen bis hin zu humangeographischen Arbeitskreisen mit ganz konkreten Themen wie etwa der Wohnungsmarktforschung. Genau wie die Disziplin selbst, sind auch geographische Arbeitskreise sehr vielfältig. Gemeinsam haben sie, dass sie zwar fest strukturiert sind, aber vor allem auch den informellen Austausch zwischen WissenschaftlerInnen fördern.

„Arbeitskreise sind formelle, aber irgendwie auch informelle Netzwerke von WissenschaftlerInnen, die sich zu einem bestimmten Thema austauschen wollen.“
 Björn Braunschweig

Um dem Mysterium „Arbeitskreis“ auf die Spur zu kommen, haben sich drei Vertreterinnen von ganz unterschiedlichen geographischen Arbeitskreisen gefunden, um mit Björn Braunschweig darüber zu diskutieren:

Prof. Dr. Amelie Bernzen von der Universität Vechta befasst sich in ihrer eigenen Forschung vor allem mit Dynamiken ländlicher Räume und vertritt den neu gegründeten Arbeitskreis „Agri-Food-Geographies“. Der „AK Agri-Food-Geographies“ widmet sich Themen rund um Landwirtschaft und Ernährung. Der Arbeitskreis befindet sich noch in der Findungsphase. Dennoch ist bereits jetzt klar, dass Themen von Nachhaltigkeit, Ernährungssicherheit und Konsum zentral sind und bleiben werden.

Tatiana López Ayala vertritt den seit etwas über zwei Jahren bestehenden „AK Labor Geography“. Sie arbeitet nach einigen Jahren an der Uni Köln nun als Research Fellow im Fairwork Secretariat des WZB Berlin Social Science Center. Der „AK Labor Geography“ beschäftigt sich mit Themen rund um Arbeit sowie der Rolle von ArbeiterInnen im Zusammenhang mit Organisationsformen (also z.B. Gewerkschaften). Dabei werden u.a. Fragen zu Arbeit und Gender, Arbeit und Digitalisierung, Forschungsmethoden, der Rolle des Staates und zu globaler Produktion und Wertschöpfungsketten behandelt.

Kerstin Nolte von der Leibniz Universität Hannover hat zusammen mit ihren KollegInnen im letzten Jahr das Jahrestreffen des „AK Industriegeographie“ organisiert. Dieses Treffen ist v.a. auch für DoktorandInnen nahezu eine Institution und Ritual für den Eintritt in die Welt der deutschsprachigen Wirtschaftsgeographie. Die Themen des AK Industriegeographie sind so breit gefächert wie die Wirtschaftsgeographie selbst. Damit ist er Anlaufpunkt für WissenschaftlerInnen unterschiedlichster Forschungsinteressen innerhalb der Wirtschaftsgeographie.

„Arbeitskreise sind auch eine Brücke zwischen Generationen:  Man lernt Menschen kennen, die ähnlich viel Erfahrung haben wie man selbst und es entsteht ein Supportnetzwerk auf Augenhöhe. Gleichzeitig lernt man aber auch etabliertere WissenschaftlerInnen kennen und kommt mit ihnen in Austausch.“
Kerstin Nolte

Der Austausch innerhalb von Arbeitskreisen lebt dabei wesentlich von den zumeist jährlichen Treffen. Oft wechselt dabei der Standort bzw. die Zuständigkeit der Treffen und die jeweiligen OrganisatorInnen gestalten die Treffen auf ihre eigene Weise. Es gibt also jedes Jahr einen neuen Blickwinkel auf das Forschungsfeld und der Austausch wird dynamisch und inklusiv. Arbeitskreis-Treffen sind eine Art wissenschaftliche Konferenz, im Gegensatz zu großen Konferenzen aber weniger formell. Sie bieten besonders NachwuchswissenschaftlerInnen die Möglichkeit, ihre Arbeit vorzustellen und Feedback aus der Fachcommunity zu erhalten. Was diese Treffen noch besonders macht, ist, dass auch Ideen, Projektentwürfe oder laufende Projekte vor einem wohlwollenden Publikum vorgestellt und diskutiert werden können. So entstehen vielfältige Kontakte innerhalb des eigenen Feldes oder auch feldübergreifend, die über den eigenen Lehrstuhl hinausgehen.

Mailinglisten und kleinere Treffen sind über die Jahrestreffen hinaus wichtige Informationsquellen für interessante Publikationen, Veranstaltungen, Stellenausschreibungen und alles andere, was die Community beschäftigt. Neben diesem fachlichen Austausch kann aber auch ein persönlicher Austausch über Erfahrungen, Probleme und Herausforderungen mit der Arbeit in der Wissenschaft entstehen.

„Arbeitskreise bieten gerade für NachwuchswissenschaftlerInnen auch die Gelegenheit, die eigene Arbeitsgeographie zu diskutieren: Was sind meine Arbeitsverhältnisse, wie gehe ich damit um, was sind Perspektiven?“
Tatiana López Ayala

Besonders das persönliche, informelle Kennenlernen untereinander ist motivierend und inspirierend. Durch die Covid-19 Pandemie mussten auch Arbeitskreise lernen, digital zusammenzuarbeiten. Diese Digitalisierung hemmt nicht nur, sondern ist auch eine große Chance, mehr Interessierte einzubeziehen. Örtliche Flexibilität, das Wegfallen von Reisekosten und ein geringerer zeitlicher Aufwand ermöglichen vor allem WissenschaftlerInnen mit Kindern oder auch Studierenden eine Teilnahme. Auch internationale Zusammenarbeit wird durch das digitale Arbeiten erleichtert, birgt aber auch die Herausforderung, Englisch als Arbeitssprache zu nutzen.

Gerade wegen des großen Interesses an Austausch und Kommunikation werden die Herausforderungen digitaler und mehrsprachiger Arbeit in den Arbeitskreisen auf unterschiedliche Weise gemeistert. Manchmal entwickeln sich so auch neue Diskurse und Interessensgruppen, aus denen neue Arbeitskreise entstehen. So wurde etwa der „AK Agri-Food Geographies“ erst vor Kurzem gegründet, um den regen Austausch zu organisieren und das Thema damit auch in der deutschsprachigen Geographie und der dazugehörigen Wissenschaftscommunity zu etablieren.

Sich in einem Arbeitskreis zu engagieren, kann zeitaufwändig sein. Aus dem formellen und informellen Austausch können angehende und etablierte WissenschaftlerInnen aber auf vielfältige Weise profitieren, wenn sie z.B. gemeinsam neue Buchprojekte angehen oder einfach die Chance haben, Menschen kennenzulernen, mit denen sie sich zu Themen austauschen können, die sie in ihrer eigenen Forschung interessieren.  

„Arbeitskreise bedeuten Begegnung mit anderen Menschen, die die eigenen Forschungsthemen genauso spannend finden wie man selbst, die Möglichkeit thematisch am Puls der Zeit zu bleiben, gemeinsame Publikationen und auch eine Community, in der man sich wissenschaftlich ‚zuhause‘ fühlen kann.“
Björn Braunschweig

Shownotes von Clara Aevermann

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Lehrstuhl-Media

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  • AK Industriegeographie:
  • AK Labor Geography
  • AK Agri-Food Geographies
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    • Weiterführende Literatur zum Thema:
      • Ermann U, Langthaler E, Penker M, Schermer M (2018): Agro-Food Studies. Eine Einführung. Wien, Köln, Weimar: Böhlau.
      • Kneafsey M, Maye D, Holloway L, Goodman M K (2021): Geographies of Food. An Introduction. London: Bloomsbury.
      • Schmied D (2018): Nahrungsgeographie. Braunschweig: Westermann.

2 Gedanken zu „Was sind Arbeitskreise? Und warum gibt es in der Geographie so viele?“

  1. Pingback: Der AK im Podcast SpacEconomics – AK Agri-Food Geographies

  2. Pingback: Verändern neue Arbeitsweisen „die“ Wirtschaft? – Die Blogs der Universität Jena

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