In dieser Project-Insights Folge von SpacEconomics sprechen Björn Braunschweig und Patrick Werner von der Wirtschaftsförderung Jena über den gemeinsam erstellten und druckfrischen Büromarktbericht Jena 2020 und darüber,
- wie ich als Kommune Vorteile aus einem Büromarktbericht ziehe,
- warum Arbeitsfelder für GeographInnen so vielseitig sind,
- welche Rolle Vertrauen in der Immobilienwirtschaft spielt,
- wie die Immobilienmarktkennziffern des Berichts erhoben werden,
- warum Transparenz im Nebel der Immobilienmärkte so wichtig ist und
- dass GeographInnen dann doch irgendwie immer wieder zusammenfinden.
Schreibt uns für Fragen, Kommentare und Anregungen gern an:
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JenaWirtschaft und der Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie haben vergangene Woche den gemeinsam erarbeiteten Büromarktbericht Jena 2020 herausgebracht. Der Bericht stellt neben Flächenumsätzen, Leerstandanalysen und der Mietpreissituation auch branchenspezifische Entwicklungen auf dem Büroimmobilienmarkt sowie in diesem Jahr als Schwerpunktthema die Inselplatzentwicklung dar. Damit wird einerseits für Transparenz auf dem oftmals undurchsichtigen Markt gesorgt. Andererseits bietet der Bericht für Stadt, Wirtschaftsförderung und InvestorInnen wichtige Anhaltspunkte für Handlungsfelder und Potenziale.
„Was sich in den letzten Jahren geändert hat, ist im Büromarktbericht die Menge
und die Qualität der Daten. Wenn wir uns den Büromarkt selbst anschauen,
dann ist es vor allem die Mietpreisspanne, die sich deutlich erhöht hat.“ – Patrick Werner
Auf dem Immobilienmarkt in Jena kommen eine gute Wirtschaftsentwicklung, positive Bevölkerungsentwicklung und Begrenzung der Stadt durch die Tallage zusammen. Im Verlauf der letzten Jahre zeigt sich dies unter anderem in einem erheblichen Rückgang des Leerstands der Büroflächen von 3,8 Prozent in 2015 auf 1,8 Prozent in 2019. Der in diesem Jahr zum fünften Mal erschiene Büromarktbericht erlaubt durch die fortlaufende jährliche Erhebung mittlerweile tiefe Einblicke in den Büroflächenmarkt. „Was sich in den letzten Jahren geändert hat, ist im Büromarktbericht die Menge und die Qualität der Daten. Wenn wir uns den Büromarkt selbst anschauen, dann ist es vor allem die Mietpreisspanne, die sich deutlich erhöht hat.“, erklärt Patrick Werner. Dabei fällt auf, dass nicht nur die Spitzenmieten gestiegen, sondern auch die Tiefstmieten gesunken sind. „Nichtsdestoweniger merken wir, dass wir vor allem qualitative Engpässe haben, die wir mit dem Büromarktbericht nur schwer abdecken können. So zeigt sich immer stärker, dass die klassische Mittelgangbürofläche, wo auf beiden Seiten zehn Quadratmeter große Büros abgehen, weitgehend ausgedient hat. Neben Open Floor Büros sind Flexible Work Spaces sowie Co-Working, natürlich auch durch Corona verstärkt, ein großes Thema. Wir haben jetzt auch eine ganze Reihe an Unternehmen, die sich die Frage stellen, wie viel Bürofläche sie überhaupt noch brauchen.“, ergänzt Patrick Werner.
„Wir setzen in jedem Jahr einen Schwerpunkt im Bericht.
In diesem Jahr ist eines der größten Bauprojekt des nächsten Jahrzehnts: Der Inselplatz.
Im letzten Jahr wiederum war es zum Beispiel Co-Working und Flexible Work Spaces.“ – Patrick Werner
Damit zeigt sich auch, dass der Büromarktbericht auch mit den Schwerpunktthemen am Puls der Zeit ist. „Wir setzen in jedem Jahr einen Schwerpunkt im Bericht. In diesem Jahr ist eines der größten Bauprojekt des nächsten Jahrzehnts: Der Inselplatz. Im letzten Jahr wiederum war es zum Beispiel Co-Working und Flexible Work Spaces.“, erklärt Patrick Werner. Dem Inselplatz wird im Bericht eine Doppelseite gewidmet. Doch die eigens erhobenen Ergebnisse überraschen manchmal auch. „Entsprechend ist der Methoden-Mix für uns sehr wichtig. Wir arbeiten ja mit dem Gutachterausschuss zusammen, fragen bei über 130 ImmobilienexpertInnen der Region die Jahreserfahrungswerte ab, kartieren leerstehende Büroflächen und diskutieren mit ExpertInnen in Arbeitskreissitzungen die vorläufigen Ergebnisse. Damit stellen wir sicher, dass die interessierte Öffentlichkeit unseren Daten auch vertrauen kann.“, ergänzt Patrick Werner.
„Ein Alleinstellungsmerkmal unseres Berichts ist, dass wir beim ersten Büromarktbericht
das gesamte Stadtgebiet kartiert haben und diese Kartierung in den Folgejahren immer fortschreiben.
Das heißt, wir wissen parzellenscharf, wo was für Gebäude und Nutzungsmöglichkeiten leer stehen.“
– Patrick Werner
Die Kartierung erfolgt weiterhin zusammen mit studentischen Hilfskräften am Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie und bildet an der Stelle einerseits ein Alleinstellungsmerkmal, da nahezu hundert Prozent des Leerstandes kartiert wird, zeigt für StudentInnen aber auch nochmal auf, dass sowohl Immobilienwirtschaft als auch Wirtschaftsförderung für GeographInnen attraktive Arbeitsfelder sind. „Wir bekommen ja immer gesagt, dass wir als GeographInnen in die Stadt- oder Raumplanung gehen können. Aber tatsächlich haben wir den Vorteil, dass wir aufgrund der Methoden, die wir im Studium lernen, in allen möglichen Bereichen arbeiten können. Dabei werden Wirtschaftsförderung und Regionalentwicklung immer wichtigere Felder.“, erläutert Björn Braunschweig. „Wir hatten ja auch schon vom Lehrstuhl aus StudentInnen, die erst bei einem größerem Immobilienresearch-Unternehmen ihr Praktikum gemacht haben, um dann anschließend auch in der Immobilienwirtschaft eine Anstellung zu finden. Und wenn man sich manchen Research-Unternehmen in dem Bereich anschaut, dürfte man auch erstaunt sein, wie viele GeographInnen man dann doch dort zusammenfindet.“, ergänzt Patrick Werner. „Uns zeichnet dann ja doch irgendwie auch eine gemeinsame Sprache und Denkweise aus.“
„Daran zeigt sich auch nochmal schön, dass wir als GeographInnen natürlich nicht nur die Chance haben,
in Stadtverwaltungen oder der Stadtplanung anzufangen, sondern auch Themen wie Wirtschaftsförderung, Immobilienwirtschaft und Regionalentwicklung sind attraktive Arbeitsfelder.“ – Björn Braunschweig
Fragen, Kommentare, Anregungen und Themenwünsche gern in die Kommentarbox schreiben.
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