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Grünflächen als Maßnahme zur Klimawandelanpassung?

In dieser Project-Insights-Folge von SpacEconomics sprechen Anika Zorn, Dr. Susann Schäfer und Sophie Köhler mit Björn Braunschweig über Grünflächen als Maßnahme für die Klimawandelanpassung und darüber,

  • warum Friedhöfe trotz ihrer Ruhe nicht als grüne Erholungsflächen genutzt werden
  • warum vulnerable Gruppen besonders guten Zugang zu Grünflächen brauchen,
  • wie Kommunen Nutzungskonflikte auf Grünflächen minimieren können
  • wie die Stadt Jena auf Defizite im Zugang zu Grünflächen reagiert hat,
  • wie der nicht-wissenschaftliche Begriff Klimaoasen trotzdem Untersuchungsgegenstand sein kann,
  • und wie WissenschaftlerInnen manchmal auch ganz direkt von ihrer Forschung profitieren.

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Ein Studie zu Grünflächen für die Stadt Jena gibt tiefe Einblicke in die Verfügbarkeit von Abkühlungs- und Erholungsorten für die Stadtbevölkerung im Allgemeinen und vulnerable Gruppen im Speziellen. Durchgeführt wurde die Studie vom Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Auftrag der Stadtverwaltung Jena. Fast drei Jahre nach der Studie zeigt sich, dass die Stadt Jena, die bereits im September 2019 den Klimanotstand ausrief, die Ergebnisse nicht nur in ihre Arbeit einfließen ließ, sondern zur Grundlage genommen hat, um neue grüne Orte zu schaffen. Die Ergebnisse wurden über eine direkte halbstandardisierte Befragung der NutzerInnen der Grünflächen erhoben.

„Gerade im Norden der Stadt haben wir ein Defizit festgestellt. Dort ist zugleich der Anteil vulnerabler Gruppen an der Bevölkerung hoch. Entsprechend wiegt das Defizit nochmal schwerer. Dem festgestellten Handlungsbedarf ist die Stadt dann aber auch mit der Neuausweisung einer neuen Grünfläche begegnet.“ – Anika Zorn

Grünflächen dienen – je nach Ausgestaltung – z.B. als Erholungs- oder auch Erlebnisort. Zugleich sind sie jedoch nicht nur Aufenthaltsort, sondern tragen als sogenannte Klimaoasen wesentlich zu einem ausgeglichenen Stadtklima bei. Sie dienen als Wärmesenke und Kühlungsfaktor. Schattige Plätze und baumreiche Gestaltung erlauben es – gerade auch besonders hitzeanfälligen Bevölkerungsgruppen – im Sommer vor zu heißen Straßen, Wohnungen und Häusern zu flüchten. Dies betonte ihre Bedeutung gerade im Hinblick auf kommunale Klimawandelanpassungsmaßnahmen. Entsprechend muss oftmals nicht nur die Beschattung der Grünfläche an sich, sondern auch der Wege dorthin bei der Planung bedacht werden. Dies zeigt sich z.B. bei den Jena umgebenden Wäldern: „Wir dachten, dass diese Wälder auch zur Erholung genutzt werden. Aber wenn man sich die Topographie anschaut, wird deutlich, dass die wenigsten Menschen sich im Sommer in der Lage sehen, bei 30 °C erst einmal einen Anhang heraufzusteigen, um sich dann wieder abzukühlen.“, führt Anika Zorn aus.

„Bereits mit richtiger Bepflanzung, die weniger gegossen werden muss,
kann ich als Kommune Wasser und Kosten sparen und zugleich die Nutzbarkeit der Grünflächen erhöhen.“
– Dr. Susann Schäfer

Gleichzeitig muss auch die eingesetzte Bepflanzung stressresistenter sein. Immerhin werden auch in Jena die Hitzetage mehr und der Niederschlag sinkt bisher zwar in Summe nicht, verteilt sich aber erheblich anders auf die monatlichen Niederschläge. So ist der April mit einem Minus von 36 % (1990-2019) gegenüber der vorherigen Klimaperiode (1961-1990) nunmehr der niederschlagsärmste Monat in Thüringen. „Bereits mit richtiger Bepflanzung, die weniger gegossen werden muss, kann ich als Kommune Wasser und Kosten sparen und zugleich die Nutzbarkeit der Grünflächen erhöhen.“, so Susann Schäfer. Im weiteren Verlauf der Studie und in den Nachbereitungen zeigte sich, dass die Stadt Jena genau das bereits macht und somit auf den Klimawandel nachhaltig reagiert. „Zugleich ist es schön, zu sehen, dass die Stadt Jena in der Planung auf die unterschiedlichen Perspektiven und Ansprüche der NutzerInnen reagiert und versucht, diese zusammenzubringen.“, erläutert Sophie Köhler. Nichtsdestoweniger bleiben Nutzungskonflikte – vor allem zwischen den Generationen – bestehen. Denn daran, dass Grünflächen als Treffpunkt, Erholungsort, Klimaoase, Eventfläche, Grill- und Spielplatz gleichermaßen genutzt werden, ändert auch die Stadtplanung nichts. Aber gerade deswegen gilt es, diese Flächen nicht nur zu schützen, sondern für ein gutes Stadtklima – im übertragenen und wortwörtlichen Sinne – sogar zu fördern.

„Zugleich ist es schön, zu sehen, dass die Stadt Jena in der Planung auf die unterschiedlichen Perspektiven und Ansprüche der NutzerInnen reagiert und versucht, diese bereits in der Planung zusammenzubringen.“
– Sophie Köhler

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