In dieser Folge von SpacEconomics sprechen Anika Zorn, Susann Schäfer und Björn Braunschweig über Konferenzen und darüber,
- welche Veränderungen Konferenzen durch COVID 19 durchlaufen
- was das für die TeilnehmerInnen bedeutet
- warum es Konferenzen überhaupt gibt und was sie bewirken
- welche Herausforderungen die Teilnahme an Konferenzen mit sich bringen
- wie man sich als NachwuchswissenschaftlerIn am besten auf das Konferenzgeschehen einstellen kann.
Schreibt uns für Fragen, Kommentare und Anregungen gern an:
The Longer Read
Konferenzen sind fester Bestandteil wissenschaftlichen Arbeitens. In diesen temporären Clustern treffen sich WissenschaftlerInnen gleicher oder auch verschiedener Fachrichtungen, tauschen sich miteinander über ihre aktuellen Arbeiten, Methoden und auch informelle Neuigkeiten aus und vernetzen sich untereinander.
„Bei Treffen, bei denen nur die Wirtschaftsgeographie vertreten ist, geht es sehr stark um neue Projekte, neue Erkenntnisse, wie hat sich das Personalkarussell gedreht. Also auch die nichtwissenschaftlichen Themen“, so Susann Schäfer. Es gebe aber auch Konferenzen, bei denen viele verschiedene Fachgebiete aufeinandertreffen. Auch dies sei gut, um auf dem neusten Stand zu bleiben, das eigene Blickfeld zu erweitern und möglicherweise Querverbindungen zur eigenen Arbeit ziehen zu können.
„Wenn sich Personen unterschiedlicher geographischer Herkunft
zu einem bestimmten Zweck an einem Ort treffen, dann kommt es zu Wissensaustausch
auf ganz unterschiedlichen Ebenen.“ – Susann Schäfer
COVID 19 hat das Konferenzgeschehen in den letzten Monaten stark beeinflusst. Anika Zorn stellt fest: „Digitale Konferenzen haben natürlich Vorteile, man muss z.B. nicht Anreisen. Die reinen Fachinformationen sind so auch auf diese Weise gut vermittelbar“. Die informellen Komponenten der Konferenzen gingen dabei aber eher verloren.
Hinzukommt der Fokus, den man im Homeoffice leichter verlieren kann: „Bei jeder Konferenz gibt es weniger spannende Passagen. Im digitalen Format ist man da deutlich schneller abgelenkt und gerät in Versuchung, sich anderweitig zu beschäftigen, anstatt bei der Sache zu bleiben. Da ist schnell mal eine E-Mail geschrieben oder ein Artikel gelesen“, erklärt Susann Schäfer.
Andererseits ist das digitale Format für manche Menschen deutlich leichter zugänglich. Der Preis für die positiven Aspekte von „Face-to-Face“-Konferenzen sei teilweise sehr hoch, räumt Susann Schäfer ein: „Die Termine liegen meist auf Wochenenden und damit nicht unbedingt familienfreundlich. Außerdem häuft sich für wissenschaftliche MitarbeiterInnen gerade während der Vorelsungszeit nebenher Arbeit an.“ So sind in der Regel Opfer im privaten Bereich zu bringen, wenn man an den Konferenzen teilnehmen möchte.
„Man muss auch bedenken, was internationale Konferenzen für einen ökologischen Fußabdruck
haben, wenn tausende Menschen für ihre 20-minütigen Vorträge um die halbe Welt fliegen.“
– Anika Zorn
Losgelöst von der Debatte um digitale Formate und organisatorischen Hürden bringen wissenschaftliche Konferenzen aber auch weitere Herausforderungen mit sich. Insbesondere NachwuchswissenschaftlerInnen können von der Fülle an Eindrücken überfordert sein: „Eine Konferenz kann sehr bereichernd sein, aber es schüttelt auch gleichzeitig die eigene Arbeit durcheinander. Man bekommt neue Impulse und hat vielleicht noch nicht den Hintergrund und die Erfahrung, zu sortieren, was wirklich hilfreiche Impulse sind und was mich an der Stelle weiterbringt. Manche Impulse erscheinen vielleicht nur hilfreich, sorgen aber dafür, dass mein Forschungsprojekt zerfranst und ich den roten Faden verliere“ führt Susann Schäfer aus. Für MentorInnen gehöre es daher zu den festen Aufgaben, ihren noch unerfahrenen KollegInnen unter die Arme zu greifen und besonders bei der Einordnung der Impulse und Eindrücke zu helfen. Es gilt aber auch, die eigene Rolle und Position bei Konferenzen zu finden und für sich selbst zu klären, was man eigentlich mitnehmen möchte und wie man das am besten schafft.
„Man bekommt mit der Zeit ein Gespür dafür, welche Rolle man haben möchte
und dass sich diese Rolle auch von Konferenz zu Konferenz unterscheiden kann.“
– Susann Schäfer
So ergänzt Anika Zorn: „Für mich war die größte Unsicherheit bei meinen ersten Konferenzen: Wie genau baue ich einen Wortbeitrag auf. Wie kann ich einen Vortrag z.B. kritisieren, sodass das, was ich sage konstruktiv ist? In einem Team spricht man recht offen miteinander und bei Konferenzen muss man erstmal ausloten: Wie direkt kann ich sein und was sollte ich vielleicht auch nicht sagen?“ Susann Schäfer ergänzt „man kann durch Wortbeiträge durchaus positiv und negativ auffallen.“ Was man sagen kann, hinge auch von der eigenen Stellung in der Hierarchie ab. Dennoch ermutigt sie, sich zu trauen, an Diskussionen aktiv teilzunehmen. „Wenn man selbst als Vortragende die Frage oder den Kommentar als konstruktiv empfinden würde, wird es schon in Ordnung sein“. Genauso verhalte es sich auch mit der Rolle der vortragenden Person: Die Gelassenheit kommt mit der Erfahrung. Man lernt mit der Zeit, machtpolitische und strategische Meldungen nicht zu persönlich zu nehmen und mit inhaltlicher Kritik oder schwierigen Nachfragen souverän umzugehen. Neben all dem Stress ist es auch bei vollgepackten Agenden wichtig, sich Auszeiten zu nehmen:
„Es kann auch sinnvoll sein, eine Session auszulassen und mit jemandem einen Kaffee zu trinken.
Man muss nicht jeden Vortrag mitnehmen auf einer Konferenz, wenn man eh nicht mehr aufnahmefähig ist. Von einem Kaffee und dem Gespräch vor der Tür kann man dann auch mal deutlich mehr haben.“
– Anika Zorn
Zusammenfassung der Folge als Long Read von Clara Aevermann
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Links zur Folge
- Homepage des AK Industriegeographie
- Homepage des Deutschen Kongress für Geographie 2019
- Homepage des Lehrstuhls für Wirtschaftsgeographie
Pingback: Promotion am Graduiertenkolleg – Gelebte Interdisziplinarität – Die Blogs der Universität Jena
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