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Wie innovative GründerInnen mit Mitgrationserfahrung die Wirtschaft und nachhaltige Transformation fördern

In dieser Folge von SpacEconomics sprechen Björn Braunschweig und Dr. Susann Schäfer vom Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie der Universität Jena mit Dr. Jan Breitinger und Dr. Matthias Mayer von der Bertelsmann Stiftung über die drei großen Themen Innovative Gründung, GründerInnen mit Migrationserfahrung und Start-Up-Ökosysteme. Dabei thematisieren sie unter anderem,

  • wie Innovation entsteht und gefördert werden kann,
  • welches wirtschaftliche Potenzial Migration mit sich bringt,
  • inwiefern Kreativität durch Diversität entsteht und steigt,
  • wie Start-Up-Ökosysteme sich für diese Diversität öffnen können,
  • wie die Politik innovative Gründungen fördern kann und
  • weshalb innovative Start-Ups für die nachhaltige Transformation eine wichtige Rolle spielen.

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The Longer Read

Mit der aktuellen Publikation „Innovative Gründer:innen mit Migrationserfahrung in Deutschland“ ergänzt  Dr. Susann Schäfer das Forschungsprogramm der Bertelsmann Stiftung, das mit den Projekten „Innovationskraft stärken. Potentiale erschließen“ (Dr. Jan Breitinger) und „making fair migration a reality“ (Dr. Matthias Mayer) bereits seit einigen Jahren im Themenfeld der gerechten Migration und der Innovationsförderung agiert.

MigrantInnen haben ein sehr großes wirtschaftliches Potential für Volkswirtschaften
auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Dies noch einmal in einer Studie mit größerer
politischer Reichweite zu verdeutlichen, war für mich eine große Motivation.“
Dr. Susann Schäfer

Die Bertelsmann Stiftung macht es sich zur Aufgabe, wissenschaftliche Studien und Forschungsergebnisse in den öffentlichen Raum zu transportieren, um darauf aufbauend Problemlösungen für verschiedene Bereiche der Gesellschaft entwickeln zu können. Dabei werden Theorien erarbeitet und  konkrete Handlungsempfehlungen für politische EntscheidungsträgerInnen und Unternehmen formuliert. Diese Handlungsempfehlungen werden dann in die passenden Debattenräume eingespeist. Im Kontext innovativer GründerInnen mit Migrationserfahrung sollen die Handlungsempfehlungen nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der Start-Ups und ihrer Ökosysteme steigern, sondern als Konsequenz durch gesteigertes Innovationsgeschehen auch die gesellschaftliche Problemlösefähigkeit stärken.

„Innovation braucht Kreativität. Migration birgt in diesem Kontext sowohl ein wirtschaftliches
als auch ein kreatives Potenzial: Diversität führt zu Kreativität und damit zu Innovation.“
Dr. Jan Breitinger

In der Studie liegt der Fokus auf Menschen mit eigener Migrationserfahrung. Also Menschen, die selbst nach Deutschland zugewandert sind. Im Gegensatz zu Menschen mit Migrationshintergrund, die oft aus Familien mit Migrationsgeschichte stammen, aber in Deutschland aufgewachsen sind, haben Menschen mit Migrationserfahrung andere Startbedingungen für ihre Gründungen, die spezifische Herausforderungen mit sich bringen. Migrantische GründerInnen haben oft internationale Kontakte, sind mit anderen Gründungskulturen vertraut und haben vielfach bereits Erfahrungen gesammelt, die für Gründungsprozess relevant sind, sei es im Bereich der Entwicklung oder auch im Bereich des späteren Vertriebs und der Vermarktung. Außerdem sind ihre Gründungen im innovativen Bereich oft s.g. born globals, also Unternehmen, die direkt mit ihrer Gründung global agieren. Auch hier haben Menschen mit Migrationserfahrung durch vielfältige Sprachkenntnisse und internationale Netzwerke ein großes Erfolgspotential.

„Es kommt immer dann zu kreativen, innovativen Lösungen, wenn viele verschiedene Perspektiven zusammengebracht werden und das bedeutet auch, dass internationale Perspektiven sehr wertvoll sind.“
Dr. Matthias Mayer

Mit Blick auf komplexe gesellschaftliche Herausforderungen wie beispielsweise die ökologische Krise wird deutlich, wie wichtig innovatives Geschehen für den konstruktiven Umgang mit jenen Herausforderungen ist. Innovation bedeutet immer, dass etwas gänzlich Neues zur Anwendung kommt. Innovative Ideen können Probleme lösen, die mit etablierten Methoden oder Strategien nicht lösbar wären. Politik, Gesellschaft und Wirtschaft können nicht nur von innovativen Impulsen profitieren, sondern sind vielmehr auf Innovationen angewiesen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, aufkommenden Herausforderungen entgegentreten und sich weiterentwickeln zu können.

 „Start-Ups sind Trendsetter der Transformation. Wir brauchen einen Wandel hin zu Nachhaltigkeit. Und gerade da können Start-Ups eine wichtige Rolle spielen – gerade auch, wenn es um Hochtechnologien geht.“
Dr. Jan Breitinger

Innovative GründerInnen sind in der Regel hochqualifiziert und haben umfangreiche Ressourcen – wo sie gründen hängt stark davon ab, welche potentiellen Standorte besonders attraktiv sind. Oft sind dies Gründungshotspots, also Regionen mit einer Vielzahl innovativer Gründungen. Es entstehen lokal verankerte Start-Up-Ökosysteme, in denen sich verschiedene AkteurInnen der Gründungswelt zusammenfinden: Gründungswillige, Förder- und Bildungsinstitutionen, InvestorInnen und KonsumentInnen. Diese Ökosysteme profitieren von Menschen, die spezifische Erfahrungen und Wissen weitergeben können und bieten einzelnen GründerInnen wiederum durch ihre Infrastruktur ein vorteilhaftes Gründungsumfeld. Sie ziehen daher insbesondere Gründungswillige aus innovativen Bereichen an. Diversität ist damit gleichzeitig Ergebnis von und Nährboden für innovative Gründungstätigkeiten.

„Die empirischen Ergebnisse zeigen ein großes unausgeschöpftes ökonomisches Potential in
Menschen mit Migrationserfahrung. Die Studie kann das positive Licht auf Migration verstärken,
nicht nur aus humanistischer Perspektive, sondern auch aus ökonomischer Sicht.“
Dr. Susann Schäfer

Ausgehend von ihrer Studie formuliert Dr. Susann drei Schwerpunkte für Handlungsempfehlungen, um wirtschaftliche Potenziale von GründerInnen mit Migrationserfahrung besser nutzen zu können.
Zum einen könnte der Übergang vom Studium zur Gründung durch verbesserte Hilfestellungen bei der Umsetzung unternehmerischer Ideen vereinfacht werden und so die Zahl an Gründungen erhöht werden. Weiterhin könnten Barrieren abgebaut und  die Inklusion erhöht werden, beispielsweise dadurch, dass die Kenntnis der deutscher Sprache keine  Voraussetzung mehr für den Zugang zu Information  und Beratung darstellt. Nicht zu Letzt könnten die besonderen Fähigkeiten und Kenntnisse der internationalen GründerInnen  von Start-Up- Ökosystemen besser genutzt werden, indem Menschen mit Migrationserfahrung weniger als Gruppe mit besonderem Unterstützungsbedarf gesehen werden, sondern als ImpulsgeberInnen für innovatives Geschehen.

Zusammenfassung der Folge als Long Read von Clara Aevermann

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