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Pharmaindustrie und Medizintechnik im globalen Wettbewerb – Reorganisation von FuE

In dieser Project-Insights-Folge von SpacEconomics sprechen Laura Nientiet, Christopher Roitzsch und Björn Braunschweig über die Reorganisation von Forschung und Entwicklung speziell in den Branchen Medizintechnik und Pharmaindustrie und darüber…

  • warum die Verlagerung auch den scheinbar unverletztlichen Bereich von Forschung und Entwicklung trifft
  • welche Treiber und AkteurInnen hinter der Reorganisation von FuE stecken,
  • wie sich die Reorganisation auf die Unternehmen auswirkt,
  • welche Wirkung die Reorganisation auf die ArbeitnehmerInnen hat und
  • inwiefern Mitbestimmung der ArbeitnehmerInnen möglich und gewünscht ist.

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The Longer Read

Laura Nientiet und Christopher Roitzsch forschen seit einem Jahr gemeinsam für die Hans-Böckler-Stiftung im Projekt „Globale Verlagerung von FuE. Das Beispiel der Pharmaindustrie und der Medizintechnikbranche am Standort Deutschland“.  

„Die Reorganisation von Forschung und Entwicklung berührt bisher scheinbar
unverletzliche Bereiche der deutschen Volkswirtschaft.“
– Christopher Roitzsch

Anstoß zum Projekt gab die Beobachtung, dass zunehmend auch hochqualifizierte Tätigkeiten von Unternehmen ins Ausland verlagert werden. Deutsche Unternehmen befinden sich in einer Phase des Umbaus ihrer Organisationsstrukturen infolge eines stärker werdenden Drucks, internationale Wissensressourcen zu berücksichtigen. Das Ziel des Projektes ist es dabei nicht nur, die Reorganisation bestehender Wertschöpfungsketten im Bereich Forschung und Entwicklung (FuE) genauer zu betrachten, sondern insbesondere auch die damit verbundenen Auswirkungen für betroffene ArbeitnehmerInnen zu thematisieren.

Die Branchen Medizintechnik und Pharmaindustrie eignen sich besonders gut als Beispiele, da es sich bei beiden um sehr wissensintensive Branchen handelt, die in Deutschland stark vertreten sind. Infolgedessen sind auch sie von der neuen Tendenz zur Internationalisierung und Reorganisation von FuE betroffen, da ihre Wertschöpfungsaktivitäten sehr stark auf Innovation ausgelegt sind. Die Produktentwicklung in hochqualifizierten Branchen ist ein langer Weg. Am Anfang steht dabei immer eine umfangreiche Grundlagenforschung.

Hier finden sich auch wichtige Treiber der Reorganisation, vor allem in der Pharmaindustrie. Die Forschung zu bestimmten Themenfeldern findet nur an bestimmten Standorten statt. Ein besonders Zentrum findet sich in der Region um Boston in den USA. Pharmaunternehmen müssen mit Auslandsstandorten das Wissen dieser Zentren als Quelle nutzbar machen. Hinzu kommt, dass in den betreffenden Regionen AbsolventInnen und DoktorandInnen der Spitzenuniversitäten als potentielle hochqualifizierte Arbeitskräfte eine wichtige Ressource für Unternehmen darstellen.

„Unternehmen wollen und müssen dort sein, wo eine hohe Agglomeration von qualifiziertem Personal ist,
wie etwa AbsolventInnen oder DoktorandInnen von Spitzenuniversitäten.“
– Laura Nientiet

Methodisch lebt das Projekt bisher vornehmlich von ExpertInnen-Interviews und damit einhergehend der Erstellung von Fallstudien. Dafür wurden im Vorhinein Leitfäden für verschiedene Akteursgruppen erstellt, um dem breiten Spektrum an Perspektiven gerecht zu werden, die gleichwertig betrachtet werden sollen. Ergänzend dazu ist eine quantitative Analyse der Unternehmen hinsichtlich ihrer Auslandsaktivitäten geplant. Laura Nientiet und Christopher Roitzsch erhoffen sich davon, Muster ablesen und ihre qualitativen Forschungsergebnisse quantitativ untermauern und ergänzen zu können.

Bereichernd für das Durchführen von Interviews ist die Unterstützung der internationalen ProjektpartnerInnen Prof. Dr. Pauline Mattsson (Lund, Schweden) und Prof. Dr. David Wolfe (Toronto, Kanada). Die internationale Aufstellung des Projektes ist auch deswegen wichtig, da so die Perspektive der Standorte einbezogen werden kann, an die der Forschungs- und Entwicklungsbereich verlagert wird. Außerdem verfügen die PartnerInnen über wertvolle Kontakte und können aufgrund ihres persönlichen Hintergrundes eine bessere kulturelle Einordnung vollziehen.

Ein Schwerpunkt des Forschungsprojektes stellt die ArbeitnehmerInnenperspektive dar. Der Zusammenhang von FuE Reorganisation und der Wirkung auf Beschäftigung und Mitbestimmung soll erfasst werden; ein Bereich, der bisher nahezu nicht erforscht wurde. Im Blickfeld steht hierbei das Spannungsverhältnis zwischen Reorganisation und Mitwirkung der ArbeitnehmerInnen.

„Wenn man Akzeptanz unter den Beschäftigten haben möchte, ist es logisch,
die ArbeitnehmerInnen in Entscheidungen miteinzubeziehen.
Gesetzlich verpflichtend ist das aber nicht.“
– Björn Braunschweig

Zusammenfassung der Folge als Long Read von Clara Aevermann

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